Einsatz 14/2007 am 12.12.2007

Einsatzlage:

Starker Gasaustritt aus einem AutoGas-Tank nach Beschädigung des Zuleitungstutzens durch einen LKW-Auflieger. Alarmierung der Stadtfeuerwehr Elze, der Mess- und Spürkomponente des ABC-Zuges des Landkreises Hildesheim, der SEG´n Gronau und Alfeld und Evakuierung der Anwohner aus der Siedlung “Am Schierkamp” in die Mehrzweckhalle Wülfingen.

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Zeitungsartikel: (HiAZ vom 13.12.2007)
EXPLOSIONSGEFAHR: 100 Menschen evakuiert
Rübenlaster rammt Gastank / Bundesstrasse 3 in Wülfingen stundenlang voll gesperrt

W ü l f i n g e n (ara). 100 Menschen aus Wülfingen sind in der Nacht zu gestern evakuiert worden. Wegen Explosionsgefahr wurden sie in Sicherheit gebracht. Ein Laster hatte einen Autogasbehälter auf einer Tankstelle an der B 3 beschädigt. Dadurch trat Gas aus. Ein Spezialfahrzeug pumpte einen Großteil ab, bereits ausgeströmtes Gas verflüchtigte sich. Verletzt wurde niemand.

Um 1.25 Uhr ist die Nacht für die Wülfinger vorbei. Die Sirene auf dem Gebäude der Dachdeckerei überzieht das 864-Einwohner-Dorf mit einem ohrenbetäubendem Ton. Zu diesem Zeitpunkt ist Ortsbrandmeister Lothar Behne längst auf den Beinen. Der Signalpieper, den er stets bei sich trägt, hat ihn schon aus dem Schlaf gerissen. „Alarmkennwort Gasaustritt” – das ist die Lage für die Feuerwehr. Die Retter eilen zum Wülfinger Ortseingang an der B 3. Dort, wo täglich tausende Autofahrer vorbeirauschen.
Was ist passiert? Ein Rübenlaster ist vor einigen Minuten auf das Gelände der TAS-Tankstelle gerollt. Die Ablösung für den 30-jährigen Fahrer aus Springe, wartet. Doch daraus wird nichts. Der tonnenschwere Rübenlaster kracht plötzlich gegen das Vordach des Tankbehälters, der mit insgesamt 6500 Litern Autogas befällt ist.
Möglicherweise hat der Fahrer beim Rangieren den erst vor einigen Tagen aufgestellten Tankbehälter übersehen. Durch den Aufprall zerbrechen Teile des Kunststoffdachs, die Trümmer fallen ausgerechnet auf das Verbindungsrohr, das den Tank mit einer Zapfsäule verbindet. Das Rohr wird durchtrennt. Wenig später strömt Flüssiggas aus dem Bauch des Behälters. In diesem Augenblick packt auch den Fahrer des Lastwagens Wagens die Angst. Er greift sofort zum Handy, tippt hastig den Notruf 110 ein.
Minuten später ist die Feuerwehr auf dem Gelände der Tankstelle. Ein Großaufgebot ist herbei geeilt. Etwa 80 Retter aus Wülfingen und Elze sowie die Polizei sind im Einsatz. Notdürftig dichten die Feuerwehrleute das Rohr ab.
Doch bis dahin hat sich ein erheblicher Teil des gefährlichen Gases in einem Umkreis von etwa 300 Metern im Dorf verbreitet. Ein Funke, ein wenig Glut einer Zigarette würde ausreichen, um eine Gasexplosion auszulösen. „Wir kommen mit einem blauen Auge davon”, wird Ortsbrandmeister Behne später sagen.
Um 1.30 Uhr ist der Einsatz der Feuerwehrleute in vollem Gange. Sie spritzen den Gastank mit Wasser ab, um das frei gesetzte Gas zu „verwirbeln”. So soll es unschädlich gemacht werden; damit es nicht mehr Feuer fangen kann.
Die Retter schwärmen zudem aus, um die Menschen in der nahen Straße Am Schierkamp zu informieren und dann zu evakuieren. Sie gehen von Haus zu Haus, klingeln an den Türen. Die Anwohner können kaum glauben, warum sie aus dem Bett geholt werden. Es herrscht jedoch keine Panikstimmung.
Auch Ortsvorsteher Hartwig Othmer, selbst Feuerwehrmann, ist vom Ablaufdes Einsatzes begeistert. „Erstaunlich, dass es ganz reibungslos klappt.” Die Leute vertrauen offenbar ihren Helfern. Die bringen nahezu 100 Menschen, darunter rund 20 Jugendliche und Kinder, sowie gebrechliche Senioren in die nahe Mehrzweckhalle, die zu Fuß erreichbar ist. Das DRK sorgt gleich für ihre Verpflegung. Rotkreuz-Ortsvereinschefin F. kümmert sich darum, dass warmer Kaffee, Wasser, belegte Brötchen und Bockwürste bereit gestellt werden. Auch Johanniter helfen den Leuten aus Wülfingen. Die rätseln, was ihnen in dieser Nacht noch bevorstehen könnte.
Die Gefahrenstelle ist derweil weiträumig abgesperrt worden. Mit Fahrzeugen, Verkehrskegeln und anderen Hindernissen riegeln die Polizei und die Feuerwehrleute den hell erleuchteten Bereich ab. Die B 3 ist voll gesperrt, der Verkehr wird über Elze und Burgstemmeng umgeleitet. Gleichzeitig sendet das Radio Warnmeldungen.
Inzwischen ist eine Spezialfirma aus dem Raum Hannover verständigt. Stunden dauert es, bis ein Einsatzwagen anrückt, der den Gastank leerpumpen kann. Endlich ist das Fahrzeug da. Doch was ist mit dem ausgetretenen Gas? Ein ABC-Trupp des Landkreises ist mittlerweile ebenfalls an Ort und Stelle. Mit Messgeräten geht das Team durchs Dorf, überprüft Kanaleingänge. Doch das Gas hat sich glücklicherweise verflüchtigt. Die Explosionsgefahr ist gebannt. Die Menschen können gegen Morgen in ihre Häuser zurückkehren.
Zurück bleibt ein ramponierter Gastank. Etwa 10 000 Euro beträgt der Schaden. „Da kommt ein neuer Gasbehälter hin”, sagt E. lapidar, der in der Tankstelle arbeitet.
Um 9 Uhr hebt die Polizei am Donnerstag die Vollsperrung der Bundesstraße 3 auf. Der Verkehr braust wieder wie eh und je an der Würfliger Tankstelle vorbei.

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Zeitlicher Ablauf des Einsatzes in Kurzform:
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01:07 Alarmierung der Einsatzleitstelle FEL durch Verursacher – Stichwort:’Bläst Autogas ab’
01:07 Alarmierung der OF Wülfingen und StadtBM über Meldeempfänger – Stichwort:’Technische Hilfeleistung an Tankstelle’
01:12 Ausrücken OF Wülfingen zur Tankstelle an der B3 – Stärke 1:7
01:16 Einschätzung der Einsatzlage durch OF Wülfingen – ‘Starke Gasausströmung aus beschädigtem Autogas-Tank’
01:17 Vollsperrung der Bundesstrasse 3
01:18 Aufbau Schnellangriffseinrichtung und Wasserversorgung für Schaumangriff
01:19 Benachrichtigung der Polizei
01:20 Nachforderung des Gefahrgutzuges
01:22 Ausrüsten eines PA-Trupps zur genaueren Lageerkundung am Anschluss des Tanks
01:23 Benachrichtgung des Tankstellenbetreibers
01:26 Alarmierung des ELW, RW2 und GWG Elze
01:28 1. PA-Trupp im Einsatz (ohne 2m-Funkgerät)
01:30 Alarmierung der Meldeempfänger 107 + 108 Elze
01:31 Rückmeldung des PA-Trupps:’Tankschlauch von Gas-Tanksäule abgerissen’
01:38 Ausrücken des ELW, RW und GWG von der OF Elze
01:39 Ausrücken des TLF16/25 der OF Elze
01:44 Aufbau einer Einsatzleitung auf der B3 südlich der Tankstelle
01:44 Ausrücken des LF16/12 der OF Elze
01:46 Versuch Abdichtung des Lecks am Tankstutzen
01:47 Nachfrage bei FEL nach Stoffeigenschaft von Autogas
01:48 Anforderung des TLF24/48 von der FTZ und RTW zum Eigenschutz
01:50 Abdichtung des Lecks unter Zuhilfenahme einer Nomexhaube nicht vollständig möglich – Gas strömt weiter aus
01:51 Antwort von FEL: Autogas (Kemmler 23/1965) ist Gemisch aus Propan/Butan und schwerer als Luft
01:55 Vorschlag von FEL: Evakuierung im Umkreis von 300m
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02:01 Vollalarm für Stadtgebiet Elze
02:04 Sirenenalarm in Elze
02:07 Alarmierung der OF Esbeck, Mehle, Sehlde und Sorsum über Sirene bzw. Meldeempfänger
02:10 Ausrücken des LF8 Mehle
02:11 Anforderung SEG-Betreuung
02:12 Ausrücken der OF Esbeck, Sehlde und TLF8W Mehle
02:20 Ausrücken des MTW Mehle zur Sammelstelle Mehrzweckhalle
02:23 Ausrücken der OF Sorsum-Wittenburg zur Sammelstelle
02:25 Beginn der Evakuierung durch OF Mehle
02:41 Provisorisch abgedichtete Leckstelle vereist, Autgas strömt weiterhin (jetzt vermindert) aus
02:53 Anforderung eines Mutli-Warnmessgerätes
02:55 Erkunder ABC-Zug mit Gasmessgerät in Strasse ‘Am Schierkamp’
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03:06 Alarmierung des GW-A zur Füllung von Atemschutzflaschen
03:10 ca. 50 evakuierte Personen in Mehrzweckhalle
03:15 Anfrage von FEL zur Gesamtstärke
03:16 Tankerrichter informiert
03:18 Meldung an FEL: ca. 75 Einsatzkräfte vor Ort
03:32 GW-A von FTZ sucht 32A-Stromanschluss im Ort
03:34 Benachrichtigung des Landkreises – Notfallmanagement
03:48 Autogastank trotz Ausströmung noch 3/4 voll
03:49 Tankstelle ist jetzt “stromlos”
03:52 GW-A einsatzbereit bei Karosseriebaufirma im Ort
03:52 Gas tritt aus Tankstutzen weiterhin (vermindert) aus
03:56 Verbleib einer Person in Wohnhaus Schierkamp
03:57 Nachforderung zusätzlicher SEG-Betreuung Alfeld
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04:00 Verbleib von zwei Personen in Wohnhaus Leinestrasse
04:07 Notfallbeauftragter von Tankerrichter vor Ort
04:18 Alarmierung der SEG Rettung Alfeld
04:19 RTW mit einem Patient zum Krankenhaus Gronau
04:29 Anfrage von SEG zur Dauer des Einsatzes
04:40 Aufbau Verpflegung der Einsatzkräfte im FwHaus Wülfingen
04:43 Anfrage von Sammelstelle um Evakuierte über Lage zu informieren
04:53 Erkunder mit Polizei für Messungen im Haus eines Anwohners
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05:01 Spezial-LKW aus Bremen auf dem Weg zur Einsazstelle
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06:04 Spezial-Tank-LKW zum Abpumpen vor Ort eingetroffen
06:11 Dauer des Abpumpvorgangs ca. 1 Stunde
06:18 ABC-Erkunder melden kontinuierlich Messungen im süd-östlich angrenzenden Gelände von Tankstelle
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07:13 Anfrage wegen Verpflegung der Evakuierten
07:25 Essen und Getränke aus Pflegeheim Gronau
07:32 Mehrere Anfragen von Redaktionen der Radiosender zur Lage
07:52 Rückfahrt des GWA zur FTZ
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08:02 Autogastank ist komplett entleert
08:08 Gasmessungen werden in den Schächten vorgenommen
08:27 Benachrichtigung des Stromversorgers – zum Strom anstellen
08:29 Rückfahrt des TLF24/48 zur FTZ
08:30 Sperrung der Strasse ‘Am Schierkamp’ wieder aufgehoben
08:35 Einrücken des LF8 Mehle
08:38 Messungen an Tankstelle i.O. – Evakuierung aufgehoben
08:41 Einsatzstelle ist abgeräumt – wird von Polizei für Fahrzeuge wieder freigegeben
08:48 Beginn Aufräumen der Mehrzweckhalle nach Verlassen der Evakuierten
08:53 Einrücken des TLF8W Mehle
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09:12 Einrücken des MTW Mehle und der OF Sorsum-Wittenburg
09:20 Einrücken des GWG und LF16/12 der OF Elze
09:25 Einrücken der OF Esbeck, Sehle und des TLF16/25 Elze
09:27 Einrücken des LF8/6 Wülfingen
09:35 Einrücken des RW2 Elze
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11 Bilder vom Einsatz am 12.12.2007 in Wülfingen

Foto1 Einsatz14/07

Niederschlagen des Propan/Butan Gemisches mit Wassersprühstrahl

Foto2 Einsatz14/07

Eintreffen des TLF24/48 von der FTZ

Foto3 Einsatz14/07

Lage des Autogastanks

Foto4 Einsatz14/07

Ansicht Einsatzstelle von Norden

Foto5 Einsatz14/07

Ansicht Einsatzstelle von Süden

Foto6 Einsatz14/07

Einsatzleitung südlich der Tankstelle auf der B3

Foto7 Einsatz14/07

Eintreffen des Spezial-LKW´s zum Abpumpen des Autogases

Foto8 Einsatz14/07

Aufräumen der Einsatztstelle auf der B3

Foto9 Einsatz14/07

Letzte Messungen vor Freigabe der Einsatzstelle